Digitalisierung und Industrie 4.0 – zwei Begriffe, die weitläufig bekannt sind. Was tatsächlich dahintersteckt ist den wenigsten Menschen bekannt. „Wir möchten das Thema transparenter und verständlicher machen“, so Friedrich Steininger, einer der Gründer des IT-Unternehmens DE software & control GmbH, „viele haben nur eine wage Vorstellung von der Arbeit die wir machen. Das macht es umso schwerer Fachkräfte in der Region für uns zu gewinnen.“

Zusammen mit seinen Gesellschaftern Onur Mubariz und Heino Migge, möchte er den Landkreis auch für Akademiker attraktiver gestalten und weg vom „Arbeiterimage“. Bei Bewerbern steht Dingolfing in direkter Konkurrenz zu Städten wie Landshut, Deggendorf oder Regensburg, die mit einem großen Freizeitangebot und einer vielfältigeren Auswahl an Arbeitgebern überzeugen. Landrat Heinrich Trapp und Sebastian Wimmer vom Regionalmanagement betonten während des Gesprächs, dass der Landkreis durchaus bei der Freizeitgestaltung mit anderen Städten mithalten kann – ein Vergleich zu München sei dagegen utopisch. Der Landrat gab zu, dass im ÖPNV noch Handlungsbedarf bestünde, beispielsweise müssen junge Auszubildenen, verlässlich zu ihren Arbeitsstätten gelangen. Eine Lösung die alle Beteiligten begrüßen würden, wäre ein Wohnheim, in dem die angehenden Arbeitnehmer standortnah untergebracht werden können.

Firmen fehlt Fachpersonal

Trotz größter Bemühungen, wie der Kooperation mit den örtlichen Schulen, dem Auftritt bei der Ausbildungsmesse oder dem Girls- beziehungsweise Boys-Day, hatte man bisher wenig Erfolg die Schüler vor Ort für sich zu gewinnen. „Im Jahresbericht der Realschule Dingolfing, gab kein einziger Absolvent ‘Fachinformatiker’ als Berufswunsch an“, so Steininger. Auch junge Fachkräfte lassen sich nur schwer in die Region locken, weil sie ihre Berufschancen bei den Imagefirmen in München höher einschätzen. Zudem müsse man bestehende Netzwerke kappen, das fällt den meisten nicht leicht, vermutet Steininger. Rund 80 Prozent der eingehenden Bewerbungen kommen von ausländischen Kräften. An der Fachhochschule Landshut warten bereits die großen Firmen vor der Tür – der niederbayerische Markt gibt kaum noch etwas her.

„Führungskräfte fehlen auch in anderen Bereichen, wie Altenheime, Krankenhäuser oder Kindergärten“, so der Landrat. Steininger ist der Meinung, dass man sich nicht nur auf die Fachkräfte konzentrieren sollte, sondern den Fokus auf Akademiker legt, denn „dadurch kommen auch die Fachkräfte in die Region“. Auch müsse man das Thema „Digitalisierung“ in den Schulen
verstärkt angehen. „Die meisten Bemühungen beschränken sich auf die Hardware. Dabei verbirgt sich hinter der Informatik eine eigene Wissenschaft“, so die Gründer, „eine Vorreiterrolle
nimmt die Realschule Niederviehbach mit ihrer Informatikklasse ein“. Somit könnte man bereits bei den Jüngsten ein tieferes Verständnis für den „Zukunfstberuf Informatiker“ schaffen.

Die entscheidenden Faktoren liegen für die Gesprächsteilnehmer auf der Hand: Firmen im Wachstum brauchen qualifiziertes Personal, sie müssen schnell neue Entwickungen erkennen und darauf reagieren; ebenso spielt der Standort eine wichtige Rolle, der mit dem richtigen Image entsprechend attraktiv für Fachkräfte wird. „Die Erwartungen an den Landkreis haben sich
in den Jahren gewandelt: Man will gesehen werden!“, so Landrat Heinrich Trapp, „Werbung für die Region gewinnt immer mehr an Bedeutung.“

Quelle: Dingolfinger Anzeiger, erschienen am 30. Oktober 2019, Text von Lisa Hofmeister